In meinem Programm „Endlich angstfrei“ finden Menschen den Weg aus der Angst, die ihr Leben dominiert. Gleichzeitig möchte ich aber eine Lanze für die Angst brechen. Denn oft wird sie unterschätzt. Angst kann man sehr konstruktiv nutzen.

Angst ist erst einmal „nur“ eine Reaktion des Körpers auf eine Situation bzw. einen Gedanken. Angst führt zu verschiedenen Abläufen im Körper, Hormone werden ausgeschüttet, man kann erstarren, beginnt zu schwitzen, das Herz klopft schneller, der Mund wird trocken, … die Symptome der Angst sind sehr vielfältig.

Je nach Grad der Angst schränkt sich der Verhaltensspielraum ein. Wir kommen eventuell in Kampf- oder Fluchtreflexe, die nicht mehr rational gesteuert werden sondern vom Unterbewusstsein bestimmt sind, das in Notfallsituationen schneller reagiert.

Das alles klingt erstmal ganz und gar nicht positiv. Und ich will zur Rehabilitierung der Angst auch nicht das abgedroschene Beispiel vom Säbelzahntiger bemühen, vor dem uns die Angst bzw. der Fluchtreflex angeblich bewahrt hat. Offen gestanden glaube ich nicht, dass die Begegnungen mit Säbelzahntigern so zahlreich waren, dass sich daraus ein Reflex gebildet haben könnte.

Wofür bitte ist die Angst dann also gut?

Mein Ziel, wenn ich mit Menschen an ihrer Angst arbeite, ist es, diese wieder handlungsfähig zu machen, wo es vorher keine (wünschenswerten) Handlungsoptionen gab.

Dazu ist es notwendig, sich die Ängste einmal genau anzuschauen, sie sozusagen unters Mikroskop zu legen und ganz genau zu analysieren.

Im Alltag wirken diese Ängste völlig übertrieben und irrational. Sie sollen einfach „weg“.

Doch wenn wir sie uns einmal in Ruhe (* und diesen Zustand können wir gezielt erreichen) ansehen, dann zeigt sich, dass diese Ängste eine sehr sinnvolle Funktion haben. Sie wollen vor etwas warnen. Und dieses „Etwas“ hat einen ganz realen Hintergrund. Manchmal liegt dieser Hintergrund allerdings weit in der Vergangenheit und hat gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun.

Die Angst meldet sich in so einem Fall nur, um daran zu erinnern, dass es da noch ein unbewältigtes Thema gibt, dass man sich bitte einmal anschauen sollte.

Und genau da hat die Angst ihren großen Auftritt als hilfreiche Kraft: Sie führt uns in Situationen unserer Vergangenheit zurück, die wir nicht aufgelöst haben.

Das können wir aber nachholen.

Da das Unterbewusstsein kein Zeitempfinden hat, erzeugt es Angst in der Gegenwart, wenn eine vergangene Erinnerung getriggert wird. Denselben Mechanismus können wir nutzen, um die Angst aufzulösen.

„Zeitreisen“ nennen ich das gerne. Denn wenn wir eine vergangene Situation oder eine alte Angst auflösen, lösen wir sie gleichzeitig in der Gegenwart auf.

Das ist kein Hexenwerk und kein Hokuspokus, sondern einfach eine Funktionsweise unseres Bewusstseins. Und der Grund, warum es möglich ist, Angst wirkungsvoll aufzulösen und daraus sogar noch eine besondere Kraft zu ziehen: Mut.